Schwamendinger Zunftbott

Schwamendinger Zunftbott

Aus Anlass ihres dreissigjährigen Bestehens hat die Zunft Schwamendingen das Quartierleben um einen weiteren Anlass bereichert: das Schwamendinger Zunftbott. Alle Einwohnerinnen und Einwohner von Schwamendingen, am Thema Interessierte und natürlich Freunde der Zunft sind dazu eingeladen. Datum und Ort erinnern an die Volksversammlung, die am Sonntag 29. August 1841 unterhalb der Ziegelhütte zusammengetreten ist.

Neben einer anregenden Podiumsdiskussion, an der wir mit prominenten Persönlichkeiten sowie Fachpersonen und Vertretern aus dem Quartier die Entwicklung der Stadt Zürich und insbesondere unseres Quartiers zur Sprache gebracht haben, erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein gemütlicher Sommerabend mit zünftiger Atmosphäre und einem einfachen «zNacht». Das Ereignis wird jeweils umrahmt durch das Zunftspiel, das sich aus Mitgliedern des Musikvereins Schwamendingen zusammensetzt.

Dieser Anlass wird alle drei Jahre durchgeführt.

2. Schwamendinger Zunftbott

Nur eine Attraktion für den Zoo?

Beim Zunftbott der Zunft Schwamendingen stand der Verkehr im Mittelpunkt: Einhausung, Bahnhof Stettbach und Seilbahn zum Zoo.

Pia Meier, «Zürich Nord»

volksversammlung_300px.pngDer zweite Zunftbott der Zunft Schwamendingen bei der «Ziegelhütte» war sehr gut besucht. Neben zahlreichen Schwamendingern nahmen auch «Auswärtige» wie Mitglieder der Zunft St. Niklaus daran teil. Nach einem geschichtlichen Abriss begrüsste Zunftmeister Carlo Hächler die Anwesenden und die Referenten, Stadtrat Andres Türler, Professor Ulrich Weidmann vom Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich, Zoodirektor Dr. Alex Rübel und Hanspeter Schneebeli, Schwamendinger Alt-Kantonsrat. Die Podiumsdiskussion zum Thema «Verkehrsentwicklung - von A wie Autobahn bis Z wie Zoo-Seilbahn» wurde von Roger Suter, Redaktor «Zürich Nord», moderiert.

«Mogelpackung des Bundes»

Die Einhausung der Autobahn in Schwamendingen ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. Der Bund hat nämlich entschieden, die Einfahrt Aubrugg zuzumachen (genannt «Hosenbein»). Da dies ursprünglich nicht so abgemacht war, wehren sich die Schwamendinger, allen voran Schneebeli, Präsident des Vereins Einhausung Autobahn. «Die Vorlage des Bundes ist eine Mogelpackung», wetterte er. Sie werfe das ganze Konzept über den Haufen. Die Schwamendinger würden für diese Ausfahrt kämpfen. Jeder geschlossene Anschluss verursache nämlich Mehrverkehr im Quartier. Dass wegen der Autobahnüberdeckung Häuser abgebrochen werden müssten, sei nicht der Fall, so Schneebeli. Einige Genossenschaft würden aber die Gunst der Stunde nützen und ihre Liegenschaften erneuern, denn andere, «bessere» Mieter würden dank der Überdeckung erwartet. Es habe deshalb eine Renovationswelle für bessere Qualität eingesetzt.

Türler erläuterte die Situation beim Bahnhof Stettbach. Dieser garantiere den nahtlosen Anschluss der Glattalbahn an die VBZ. Stettbach sei ein wichtiger Knotenpunkt, 7,3 Millionen Passagiere würden dort pro Jahr ein- und aussteigen, was ihn zum 15.-grössten der Schweiz macht. Er werde aber noch weiterwachsen. Grund dafür sei das Glattal, ein äusserst dynamisches Gebiet. Bis 2015 werde der Verkehr um einen Drittel wachsen, bis 2025 habe es in dieser Region 25 Prozent mehr Einwohner und 40 Prozent mehr Arbeitsplätze. Deshalb brauche es eine Mobilitätsstrategie. Die Infrastruktur sei gegeben, weshalb der öffentliche Verkehr den Grossandrang bewältigen müsse. Die Glattalbahn müsse das zusätzliche Verkehrsaufkommen auffangen. «Der Bahnhof Stettbach muss auf erträgliche Art weiterwachsen», betonte Türler.

Erlebnis und Transportmittel

Rübel wies darauf hin, dass es Aufgabe des Zoos sei, seine Tiere den Leuten zu zeigen. Es müsse deshalb die Möglichkeit geboten werden, dass die Leute zum Zoo kommen könnten. «Ich glaube an den öffentlichen Verkehr», betonte Rübel. Eine Seilbahn vom Bahnhof Stettbach zum Zoo sei bedarfsgerecht, umweltverträglich und ein Erlebnis. Und der Bahnhof Stettbach sei nun einmal am nächsten gelegen. Eine Seilbahn würde gut ins Gebiet passen, und bezüglich Parkplätze würde man Lösungen finden. Zudem sei das Tram für Familien mit Kinderwagen wenig geeignet. Auch Türler votierte für die Seilbahn, denn eine Achse reiche zur Erschliessung des Zoos nicht mehr. Kantons- und Regierungsrat seien aber dagegen, bedauerte er. Eine Tramverlängerung bis zum Zoo bringe nichts. Auch Weidmann unterstützte diese Idee, meinte aber, wenn man heute nochmals frisch anfangen könnte, würde man das Tram selbstverständlich bis zum Zoo fahren lassen. Schneebeli hielt fest, dass eine Seilbahn für die Schwamendinger nicht nötig sei, denn diese könnten wie er früher zu Fuss zum Zoo gehen.

Einige Schwamendinger hingegen wehrten sich gegen die Seilbahn. «Es geht dem Zoo nur um eine Attraktion», meinte jemand. 48 Meter hohe Masten verschandelten das Naherholungsgebiet. Zudem kämen zwei Drittel der Zoobesucher per Auto, was Parkplatzprobleme zur Folge habe.

Vernünftiger Umgang

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Die Referenten waren sich in einem Punkt einig: Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Türler plädierte für einen vernünftigen Umgang mit dem Auto. Man müsse im richtigen Moment das richtige Verkehrsmittel einsetzen. Nur so könne die Entwicklung in die richtige Bahn geleitet werden. Er glaubt diesbezüglich an die Eigenverantwortung des Menschen und schaut deshalb positiv in die Zukunft. Weidmann setzte auf stadtverträgliche Mobilität und somit aufs Tram. Ohne dieses wäre zum Beispiel Schwamendingen in einer schwierigen Situation. Der Durchgangsverkehr müsse man aus der Stadt verbannen.

Sie stellten sich den Fragen und Anliegen der Schwamendinger Bevölkerung (von links): Professor Ulrich Weidmann vom ETH-Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme, FDP-Stadtrat und Vorsteher der Industriellen Betriebe Andres Türler, Moderator und «Zürich Nord»-Redaktor Roger Suter, alt Kantonsrat Hanspeter Schneebeli und Dr. Alex Rübel, Zoodirektor.

1. Schwamendinger Zunftbott

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Die Diskussionsrunde (v.l.n.r.): Brigit Wehrli-Schindler (Direktorin Stadtentwicklung Zürich), Dr. Armand Meyer (Präsident Baugenossenschaft ASIG), Guido Schwarz (Chefredaktor der «Vorstadt»), Prof. Kees Christiaanse (Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich), lic.iur. Martin Vollenwyder (Stadtrat)
An der ersten Schwamendinger Zunftbott vom Montag diskutierten Stadt- und Städtebauvertreter zum Thema «Werterhaltung in Schwamendingen.» Dazu gabs im Garten der Ziegelhütte Ghackets mit Hörnli, Weisswein und Blasmusik.

«Das Wohl von Schwamendingen liegt uns am Herzen, und wir möchten einen Beitrag zu deren Entwicklung leisten», schrieb Zunftmeister Carlo Hächler in der Einladung zu einem «gemütlichen Sommerabend». Und das ist erst der Anfang: Aus Anlass ihres 30-jährigen Bestehens wollen die Zünfter das Quartierleben in regelmässigen Abständen mit öffentlichen Veranstaltung bereichern.

Weg für Rechtsstaat geebnet

Datum und Ort dieser ersten so genannten Zunftbott erinnerten an die Volksversammlung, die vor genau 164 Jahren unterhalb der Ziegelhütte zusammengetreten ist. Zünfter Pascal Pauli blickte für die zahlreich erschienenen Gäste auf die damalige Zeit zurück: Die Volksversammlung habe den Weg für die Gründung eines modernen Rechtsstaates geebnet. Sie habe nicht zuletzt auch zu einer liberaleren Politik geführt.

Über die Zukunft Schwamendingens diskutierten anschliessend Stadtrat Martin Vollenwyder, Brigit Wehrli, Direktorin für Stadtentwicklung, Kees Christiaanse, Professor für Städtebau und Armand Meier, Präsident der Baugenossenschaft ASIG.

Turm mit Sicht auf Nordanflüge

Auf die erste Frage des Moderators und «Vorstadt»-Chefredaktors Guido Schwarz, zum Thema «grösste Herausforderungen für das Quartier» antwortete Vollenwyder pointiert: «Ich habe eine Vision, dass in Schwamendingen einst ein Turm stehen wird von dem man die Nordanflüge beobachten kann.» Ebenfalls wünschte er sich, dass die Bewohner schon bald einmal mit der Gondel direkt von der Haustür in den Zoo, fahren können.

Die dominierenden Themen waren nebst den Südanflügen, die es laut dem Finanzvorsteher klar aus dem Quartier zu verbannen gilt, auch die Bevölkerungsentwicklung, die Zentrumsbelebung und die Einhausung.

Zum Letzteren bemerkte Städtebauexperte Christiaanse, dass lediglich ein Deckel über die Autobahn nicht reiche. Es brauche auf den neuen Freiräumen auch eine Infrastruktur, die für die Bevölkerung attraktiv sei.

Starker Wirtschaftsstandort

Für den ETH-Professor ist Schwamendingen ein Wohn- und «Powerdingen.» «Powerdingen» deshalb, weil sich das Quartier aufgrund seiner «sehr guten Lage» zu einem starken Wirtschaftsstandort entwickeln könne. Armand Meier, selber im Quartier aufgewachsen, denkt beim Thema Schwamendingen hingegen in erster Linie an eine Gartenstadt.

Schwamendingen ist voraus

Um das noch weit verbreitete Negativ-Image des Quartiers aufzubessern. seien in Zusammenarbeit mit dem Quartierverein verschiedene Bestrebungen im Gang, betonte ferner Brigit Wehrli von der Stadtentwicklung. In einem Punkt sei Schwamendingen anderen Stadtquartieren voraus: Es habe gelernt, mit Migration umzugehen.

Abgerundet wurde dieser erste öffentliche Anlass der Zunft Schwamendingen mit einem ebenfalls zünftigen Nachtessen. Die Harmonie Schwamendingen sorgte dabei für die musikalische Umrahmung.

Toni Spitale. Altstadt, 1. September 2005, S. 2.