Das Schwesternhaus

Zum kirchlichen Leben gehörte vor der Reformation auch das «Schwesternhaus», das sich etwas oberhalb des Bocklers im Wald befand. Als letzter Zeuge ist an der Stelle ihrer einfachen Klause heute noch ein roh behauener Rinnstein anzutreffen. Als Niederlassung der Nonnen aus dem III.Orden des hl. Franziskus ist das Schwamendinger Schwesternhaus 1449 erstmals urkundlich erwähnt. Über seine Entstehung wissen wir nichts. Ähnliche Häuser dieses Ordens gingen bis auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück. Viele Klöster konnten damals die Menge der Zuströmenden nicht mehr fassen. Ausserhalb der strengen Ordensregeln entstanden deshalb da und dort Gemeinschaften, die sich (nach ihrem Stifter Lambert de Begue aus Lüttich) Beguinen und Begharden nannten. Sie bildeten eine halb weltliche, halb klösterliche Vereinigung, trugen besondere Kleidung, gelobten Keuschheit und Gehorsam für die Zeit ihres Aufenthaltes im Gotteshaus. Sie konnten aber jederzeit austreten und sich verheiraten. Vielenorts wurden sie auch Waldschwestern und Waldbrüder genannt. Sie widmeten sich vor allem der Krankenpflege. Als Beispiel mag das «Bruderhaus» im «Winterthurer walld» gelten, von dem es in einer Chronik heisst: «die selben Bruder haben auch muessen zu den kranken gan, es waerind rich oder arm, in der statt und uff dem Lannd».

Von den Schwamendinger Schwestern weiss man, dass sie 1466–1483 ein Haus an der Oberen Zäune in Zürich besassen. Sie erhielten noch kurz vor der Reformation manche Vermächtnisse und bezogen Zinsen in Zürich und Wollishofen. Bis 1524 war ihr Pfleger ein gewisser Hans Berger. Am 17. November desselben Jahres wurde das Schwesternhaus im Zuge der Reformation aufgelöst und Haus, Hofstatt und Baumgarten samt allem Zubehör an einen Jörg Köbelin verkauft. Das Areal, wo das Frauenklösterchen stand, heisst noch heute «Schwösterebungert», und auch der Name «Frauebrünneli» hat sich noch erhalten. Bis in die Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts blieb der Schwesternplatz Wiesland, später wurde er mit Lärchen bepflanzt. Die zahlreichen Kirschbäume, die jetzt noch in dieser Gegend vorkommen, sind wohl die letzten lebenden Zeugen des ehemaligen Baumgartens der Schwamendinger Beguinen.